Ich war neulich beim Zahnarzt. Dort gibt es eine neue Empfangsdame. Neugierig, wie ich bin, frage ich nach was denn mit der "vorherigen" Dame passiert ist. Es war eine unschuldige Frage ohne irgendeine Wertung oder Hintergedanken. Aber die "Neue" hat die Nachfrage sehr persönlich genommen, als ob es ein Angriff auf ihre Kompetenz und ihre Berechtigung da zu sein wäre. Und egal womit ich versucht habe sie zu beruhigen, sie hat mich nicht gehört.
Offenbar habe ich sie getriggert oder besser gesagt das womit sie kämpft. Der Idee, dass sie nicht gut genug ist.
Mir ist dasselbe auch letzte Woche passiert, als ich beim Bäcker reingekommen bin und niemand an der Theke stand. Für mich war das kein Problem, ich hatte es nicht eilig und wollte eh noch in aller Ruhe schauen, wonach es mich gelüstet.
Da brüllt vom Hinterzimmer eine unfreundliche Stimme: "Sie können sich aber schon bemerkbar machen!" Worauf ich aufgebracht ob der Unhöflichkeit zurück brülle: "Keine Angst, ich kann mich schon bemerkbar machen, aber ich wollte in Ruhe gustieren *(Sie blöde Kuh)*!"
Diesmal bin ich getriggert worden. Das war ganz klar ein Angriff auf meine Intelligenz und meine Fähigkeit die Stimme zu erheben. Das seht ihr doch auch so oder?
... ja, oder ....
Nachdem ich kurz durchgeatmet habe und bemerkt habe, dass ich da grad voll getriggert worden bin, habe ich mir eine Pause gegönnt. Nach kurzer Beratschlagung mit mir selber, ob ich jetzt weiter empört und aufgebracht sein muss, meine Ehre verteidigen und der Dame eine Lektion in Sachen Manieren erteilen muss, habe ich beschlossen, dass es nicht notwendig ist. Ich konnte mein Waffenarsenal und meine Schutzschilder runterfahren und in aller Ruhe ein Zuckerkipferl mit Kakao bestellen.
Waffenarsenal und Schutz
Kennt ihr das auch und was fahrt ihr hoch? Welche Waffen verwendet ihr?
Gegenangriff, Beschämung, Abbruch der interpersonalen Beziehungen, Rückzug?
Oder Rache: im Geheimen eine fiese Bewertung abgeben: 0 Sterne für die schreckliche Backfiliale und ihre unhöfliche Bedienung! Haha! Gewonnen, heimgezahlt, Ehre wiederhergestellt! Payback! Auge um Auge, Zahn um Zahn!
Trigger
Es gibt unzählige Trigger und jeden triggert etwas anderes. Ein Wort, ein Satz, eine Unterstellung, eine Person, ein gewisses Verhalten?
Und was triggert dich?
Wenn dein Ego, also dein Selbstbild kritisiert wurde? "Was nimmt sich der heraus!"
Wenn Grenzen der Etikette und Höflichkeit übertreten wurden "Also so geht es nun wirklich nicht! Was zuviel ist, ist zuviel!"
Wenn deine Arbeit in Frage gestellt wird? "Was will der, ich habe das wunderbar und nach besten Wissen erledigt!"
Wenn deine Unzulänglichkeit entdeckt wurde? "Na was glaubt der Chef, wie schnell man das erledigen kann?"
Was zeigen uns die Trigger?
Die Trigger zeigen uns, dass wir noch eine alte Erfahrung nicht verarbeitet haben. Der Trigger ist nur die Spitze des Eisbergs. Darunter verborgen liegen tiefe, prägende Erfahrungen aus denen wir eine Menge abgeleitet haben. Das betrifft unser Selbstbild wie wir sein wollen und/oder ganz bestimmt nicht sein wollen. Welche Werte für uns wichtig sind. Welche moralische Erwartungen wir haben. Wie wir handeln und denken. Daraus ergibt sich ein großes Konstrukt an does and don'ts, an Schutzmechanismen und Strategien.
Ein Klient wurde z.B.: in der Kindheit oft allein gelassen. Damit hat er nicht umgehen können. Er hat daraus gefolgert, dass er nicht besonders liebenswert ist, dass niemand auf seine Anwesenheit wert legt. Er hat sich oft als hilflos und damit schwach erlebt. Daraufhin hat er beschlossen, dass er besonders nett sein muss. Auch ist er besonders hilfsbereit, weil er kann niemanden zuschauen, der hilflos ist. Damit er nur ja nicht so viel allein ist, nimmt er viele Dinge in Kauf und läßt sich viel gefallen. Streiten geht gar nicht. Außerdem ist ihm wichtig, dass er niemanden im Stich läßt, so wie er im Stich gelassen wurde. Es ist ihm wichtig eine verläßliche und nette Person zu sein.
So und um nun all diesen Agenden gerecht zu werden, muss er ordentlich aufpassen und ganz schön viele Extras abdienen. Das macht müde, überanstrengt und gestresst, vor allem, weil er ja eigentlich so schwach ist.
Achtung: hier geht es nicht um eine Wertung der beschriebene Eigenschaften und Verhaltensweisen. Es geht um die Einschränkung, die man sich dadurch auferlegt und die Extra Anstrengung, die diese Agenden erfordern.
Diese Person wird nun getriggert von Menschen, die Hilfe brauchen, davon wenn jemand ihm vorwirft nicht verläßlich zu sein, wenn er sich von anderen allein gelassen fühlt, von Momenten der Einsamkeit usw.
Was steckt hinter den Kulissen?
Auf der Bühne nimmt man die Trigger wahr und versucht sie zu vermeiden oder sich zu arrangieren. Hinter den Kulissen aber steckt die Angst vor Einsamkeit und der daraus abgeleitete Glaube schwach, hilflos, nicht liebenswert und ausgeliefert zu sein.
Im Grunde liegt hier eine Interpretation einer Situation vor, der dann eine Allgemeingültigkeit für alle zukünftigen Situationen verliehen wurde. Alles was sich ähnlich intensiv oder unangenehm anfühlt, bestätigt seine Annahmen. Diese Annahmen und Interpretationen aber gehören zu der vergangenen Situation, können aber müssen nicht wahr sein.
Von neuen Situationen im Hier und Jetzt müssen sie aber getrennt werden, denn hier entsteht die Verdrehung der Realität.
Bodytalk - Was sagt dein Körper dazu?
In meiner Arbeit wende ich mich dann an den Körper. Der Körper ist unglaublich weise. Er hat keine Bewertungen, keine Erwartungen und Vorurteile. Er kann mit allem sein, was ist. Er kann mit Einsamkeit, mit Angst, mit Scham, mit Schmerz, mit Schuld, mit Hilflosigkeit usw. sein.
Wenn ich nun meine Frage an den Körper richte und ihn nach Einsamkeit befrage, hat er kein Thema, er ist neutral. Er ist mit der Einsamkeit im Frieden. Sie ist kein Zeichen für die Liebenswertigkeit eines Menschen, noch für seine Schwäche. Er kann sogar wahrnehmen, dass Einsamkeit auch sehr cool sein kann, eine Gnade.
Natürlich rebelliert der Verstand, denn seine Fähigkeit Gefahr zu erkennen, schützt uns. Und Einsamkeit ist IMMER gefährlich!
Nun beginnt der Tanz zwischen Körper und Verstand bis sie sich im Einklang befinden. Man spürt förmlich die Erleichterung des Körpers endlich sämtliche Schutzmechanismen aufgeben zu können, weil Einsamkeit nicht mehr bedrohlich ist, sondern einfach ist.
Einsamkeit wird nicht reframed, sondern bekommt seinen neutralen Seinszustand wieder.
Das ist dann auch der Moment in dem das Selbstbild, die Werte und die schutzgetriebenen Handlungen und Verhaltensweisen in sich zusammenbrechen.
Wie ein Phönix aus der Asche. Alle Konstrukte brechen zusammen, verbrennen und der Phönix kann neu aufsteigen.
Zusammenfassung
Hinter jedem Trigger steht eine Altlast. Du erkennst, dass du getriggert wirst, wenn du banale Dinge extrem persönlich nimmst und überzogen oder nicht angemessen reagierst.
Hinter dieser unangemessenen Reaktion steckt in Wahrheit eine alte prägende Erfahrung.
Diese Erfahrung war unangenehm und du hast unbewußt darum herum einen Schutzmechanismus aufgebaut.
Dieser Schutzmechanismus wird nun auf alles angewandt, was ähnlich unangenehm oder bedrohlich wirkt, egal wie die Umstande nun gerade in der Realität und im Einzelfall ist.
Der Schutzmechanismus hat immense Auswirkungen auf dein Selbstbild, deine Erwartungen, Wertungen, Handlungen, Denkweise und dein Verhalten.
Diese Auswirkungen und damit einhergehenden Einschränkungen und Vorsätze sind anstrengend und kosten dich körperliche und geistige Ressourcen. Sie verhindern dein wahres Ich und können zu BurnOuts führen.
Begibst du dich auf die Such nach der Ursache, kannst du aus den Verdrehungen und Folgerungen aussteigen.
Am besten klappt das über dein Körperwissen, denn der Körper ist weise und hat alles abgespeichert.
Sobald die falschen Verbindungen und Folgerungen aufgedeckt und gelöst sind, spürst du einen Frieden in dir. Sämtliche unnötige Konstrukte zerbröseln, da sie keine Funktion mehr haben. Du bist nun frei so zu agieren, wie es die Situation erfordert.
Magst du hinter deine Kulissen schauen und einen Bodytalk buchen?
Dann mach das hier!
Free Your Body = Free Your Self!
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