Das Gefühl, dass man nichts verändern kann
Mein Auto ist kaputt und ich kann nichts tun. Ich habe es zur Werkstatt gebracht und dort ist es bereits seit einiger Zeit. Ich kann nur warten und anrufen. Bei jedem Anruf wird mir mitgeteilt, dass sie die Ursache noch nicht gefunden haben. Ich fühle mich hingehalten und hilflos. Ich weiß nicht genug über Autos um abschätzen zu können was tatsächlich los ist, ob alle Werkstätten so ein Problem damit hätten und was es im Endeffekt kosten wird.
Aber das ist nicht die einzige Situation, in der ich mich hilflos fühle.
Ich fühle mich hilflos, wenn mein Sohn mich gerade wieder wegen irgendetwas hasst (Fortnite Spielverbot zum Beispiel) und abprallen lässt und ich nicht zu ihm durchdringe.
Ich fühle mich hilflos, wenn ich einfach überhaupt nicht weiß, wie ich ein Detail lösen soll. Weil mir die Erfahrung und das technische Know How dafür fehlt.
Ich fühle mich hilflos, wenn ein Handwerker sagt, das macht er schon und mich im Unklaren über die Kosten lässt (und ja ich frage nach).
Es gibt also unzählige Alltagssituationen in denen man sich hilflos fühlen kann. Und immer stoßen wir dabei an unsere vermeintlichen Grenzen – wir können einfach nichts dagegen/dafür tun.
Einerseits weil wir nicht wissen was wir tun sollten, andererseits weil wir nichts tun können.
Auf Hilfe angewiesen sein
Das Gefühl der Hilflosigkeit hat seine Ursachen in der Kindheit. Als wir klein waren, waren wir auf Hilfe angewiesen. Wurde sie uns verwährt, konnten wir nicht einfach einfordern was wir brauchten oder gar einfach gehen. Wir konnten nur schreien und hoffen, dass unsere Eltern verstehen wofür wir gerade ihre Hilfe brauchen. Oder uns in letzter Konsequenz abkapseln und zurückziehen, um Lebensenergie zu sparen. Im Grunde waren wir der Güte, dem Verständnis und der Sorge unserer Eltern für uns ausgeliefert.
Aus diesem Grund fühlen sich viele Menschen ausgeliefert, wenn sie keinen Einfluss auf die Situation haben, oder ihr Einfluss nicht wahrgenommen bzw. ignoriert wird. Im Körper wird die automatische Erinnerung aus der Kindheit abgerufen unfähig zu sein selbst zu agieren. Für das kleine Kind stimmte das. Für uns als Erwachsenen stimmt das nicht mehr und trotzdem fallen wir immer wieder in das altbekannte Gefühl der Hilflosigkeit zurück. Glauben daran nichts verändern zu können. Glauben, dass der andere übermächtig ist, die Herausforderung zu groß wäre und wir einfach zu klein, zu unwissend zu wenig fähig eine Veränderung herbeizuführen.
Die gute Nachricht ist die, dass wir das nun wohl können. Wir können nun selbst für uns sorgen. Es ist unsere Entscheidung zu agieren, uns das zu holen was wir brauchen. Seien es Informationen oder sonstiges. Und wir können auch einfach gehen, wenn das erforderlich ist.
Mich hat die Hilflosigkeit darauf aufmerksam gemacht, dass ich in eine Opferrolle einsteige, dass ich mir erkläre wieso ich an der Situation nichts verändern kann, dass ich leide und zerrissen bin, dass ich unklar bin.
Nehme ich meine Hilflosigkeit an und spüre sie, werde ich wieder ruhig und klar im Kopf. Mit dieser Klarheit kann ich dann wiederum entscheiden, wie ich am besten für mich sorge und mir in dieser Situation helfe. Ob ich von außen Hilfe brauche oder ob ich das selber regeln kann.
3 Lifehacks um mit der Hilflosigkeit umgehen zu lernen
#1 Wenn du merkst, dass du dich hilflos fühlst, verstärke bewusst das Gefühl.
Spüre auf allen Ebenen, wie es sich anfühlt. Nimm deine Atmung wahr, spüre deiner Haltung nach, wo du anspannst und wie du dich als Person fühlst. Spüre gut rein, so ein bis 3 Minuten. Dann nimm einen tiefen Atemzug und lass alle Anstrengungen los. Spür nach wie es dir nun geht.
#2 Nimm die Rolle wahr, die du einnimmst, wenn du dich hilflos fühlst.
Wirst du zum Opfer, wirst du verwirrt und unklar, wirst du zum Ignorant der Probleme? Dann schlüpf bewusst in diese Rolle und tanze in dieser Rolle zur Musik. Nimm wahr was diese Rolle mit deiner Bewegungsfreiheit tut, der Art wie du dich bewegst. Dann stoppe die Rolle und tanze dich frei.
#3 Manchmal hilft es einfach auch das Gefühl einfach nur da sein zu lassen.
Zu spüren wie es sich anfühlt hilflos zu sein, ohne dabei in eine Rolle zu gehen. Es kann sich nach einem alten Schmerz anfühlen, nach Angst nicht zu überleben, was auch immer. Meistens sind es Gefühle aus der Kindheit, die mit der aktuellen Situation und der Art wie wir damit umgehen nichts zu tun haben. Spür solange rein und gib der Hilflosigkeit ihren Raum da zu sein. Bleib solange dran bis die Intensität des Gefühls abebbt und neutral ist.
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