Ich war neulich mit einer Freundin am Naschmarkt und wollte noch einen Tee kaufen. Auch mein Dackel war dabei und wir stapften in das erste Teegeschäft, das am Weg lag. Ich schaute mich bewundernd um, sog den Duft der verschiedenen Teesorten auf, als ich plötzlich in die Realität katapultiert wurde. „Sie dürfen da nicht rein!“ – kam es scharf vom Verkäufer.
Ich war irritiert, aber dann sofort in Kampfmodus. „Aha, dann wollen Sie also nichts verkaufen?“, warf ich es zornig – entrüstet gegen den Verkäufer. Seine Antwort, dass Hunde nicht im Geschäft erlaubt wären und er 70€ Strafe zahlen müsste, habe ich nicht mehr gehört. Wie ein beleidigtes Kind, das etwas verboten bekommt, zog ich innerlich bebend ab, mein Haupt stolz erhoben.
Was war denn eigentlich passiert? Wieso hat mein inneres Kind übernommen? Was hat mich getriggert?
Trigger: Ein Verbot
Übersetzung: „Ich werde abgelehnt.“ (= Sie dürfen da nicht rein!)
Reaktion: beleidigt, trotzig und zornig, dabei aber stolz bleibend (dem Verkäufer zeige ich sicher nicht, dass mir das gerade etwas peinlich war).
Realität: Der Verkäufer bittet mich mit dem Hund raus zu gehen, da er sonst Strafe zahlen muss.
Als Kinder haben wir unsere eigenen Strategien festgelegt, um Schmerz oder Angst zu vermeiden oder zu verdrängen. Wir passen uns an oder rebellieren. Mir machte es als Kind Angst ausgeschlossen zu werden, nicht mehr im Familienverband sein zu dürfen und es tat weh. Ich hatte das Gefühl nicht erwünscht zu sein und so wie ich war nicht richtig. Und es beschämte mich.
Irgendwann beschloss ich zurückzuschlagen – verbal – und ja niemanden zu zeigen, dass ich verletzt war. Und genau das triggerte der Verkäufer. Aber heute bin ich kein Kind mehr. Ich kann mir aussuchen wohin ich gehe und wo ich dabei sein will und wo nicht. Und ich verstehe auch, dass man nicht überall dabei sein kann und auch nicht überall gefragt ist.
Was also muss ich lernen? Wie kann ich aus solchen Situationen aussteigen? Wie kann ich adäquat reagieren?
WHAT TO DO:
Bemerken welche Situationen in mir eine unangebrachte Reaktion auslösen.
Bemerken wie ich sie „übersetze“.
Bemerken wie meine (Kind-) Reaktion abläuft (tödlich beleidigt, fühle mich angegriffen und ausgestoßen)
Eine Entscheidung treffen: bleib ich im Kind-Modus oder will ich erwachsen reagieren?
Spüren was wirklich da ist (Schmerz, Angst, Wut)
Adäquat reagieren.
Das unerlöste Kind übernimmt so lange, so lange du dich nicht den tatsächlichen Gefühlen stellst – deiner Angst, deiner Wut, deinem Schmerz. Erst wenn du diese Emotionen fließen lässt und einfach mit ihnen bist, ohne Reaktion darauf, kann das innere Kind erlöst werden. Es hört auf die Kontrolle zu übernehmen und wird ein Teil von dir.
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